Ein gebrauchtes Motorrad kaufen
Ein Motorrad ist nicht gerade ein billiges Vergnügen! Trotzdem steigt die Zahl der angemeldeten Motorräder ständig an. Und vor allem Neulinge - aber auch Wiedereinsteiger - starten gerne mal mit einem gebrauchten Motorrad.
Da lässt sich anfangs vermeintlich der eine oder andere Euro sparen, aber leider muss dieser dann hinterher oft vielfach ausgegeben werden. Es gilt also vieles zu bedenken, ehe man sich in Unkosten stürzt!
Allgemeines
Wir gehen einmal davon aus, dass du alle wichtigen Überlegungen schon im Vorfeld getroffen hast:
- Du weißt, wofür du das Bike hauptsächlich gebrauchen wirst?
Soll es den Weg zur Arbeit verkürzen, zum Posen vor der Eisdiele dienen, zum Cruisen am Wochenende oder willst du damit (ev. mit Begleitung) in Urlaub fahren? - Du weißt auf Grund des Einsatzgebietes, welche Art von Motorrad es werden soll?
Supersportler, Enduro, Reisemaschine, Chopper, ... - Du kennst deine finanziellen Möglichkeiten?
- Du hast dir schon Gedanken über die Folgekosten gemacht?
Versicherung, Anmeldung, Service, ...
Eine hubraum- und PS-starke Maschine für 1.000 km über das Jahr zu finanzieren macht wenig Sinn! Für die paar Kilometer kannst du das Bike auch mieten. - Du denkst auch an allfällige Begleitkosten?
Neben dem Motorrad selbst werden oft beträchtliche Mittel für adäquate Bekleidung, Helm, Kofferset und sonstiges (mehr oder weniger sinnvolles) Zubehör benötigt!
Nicht zu vergessen, dass oft auch noch die Ausrüstung für den Partner dazukommt (leider sieht man sehr oft die Wochenendbiker mit der neuesten und teuersten Ausrüstung und am Sozius die Holde in alten Jeans, Sandalen und dem Helm von vor zehn Jahren)!
Du siehst also, es gibt doch einiges im Vorhinein zu bedenken - damit hinterher nicht das böse (und teure) Erwachen kommt, das dir schnell die Lust am Motorradfahren raubt.
Beachte
Wenn alle Fragen im Vorfeld geklärt sind, gibt es beim Kauf selbst natürlich auch noch einiges zu beachten:
Erst einmal steht man vor der Frage: Händler oder Privat?
Viele tendieren - aus Kostengründen - eher zum Privatkauf. Hier eine kleine Auflistung, die die Vor- und Nachteile der beiden Varianten zeigen soll:
Privat: | Händler: | ||
nur ein Motorrad (das natürlich das „beste” und „tollste” ist) | mehrere Modelle zur Auswahl und Probefahrt | ||
ev. in Konkurrenz mit (vermeintlichen) Mitbewerbern, das kann zu übereilten Entscheidungen führen | kein Zeitdruck | ||
meist nur „Fachmann” für sein Motorrad | kennt die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Bikes | ||
(scheinbar) besserer Preis | (scheinbar) teurer | ||
keine Gewährleistung und Garantie (außer es wird noch innerhalb der Hersteller-Garantiezeit verkauft - Serviceheft!) | muss zumindest eine halbjährige Gewährleistung bieten, oft sogar eine Garantie | ||
man kann den Preis eher etwas herunterhandeln | wenig Handlungsspielraum beim Preis | ||
keine Finanzierungsmöglichkeit | oftmals Finanzierungsmöglichkeit |
Meiner Erfahrung nach ist es häufig so, dass Privatkäufe in der Regel nicht kostengünstiger sind. Oftmals werden hier vom Verkäufer Fantasiepreise verlangt, die über jenen des Handels liegen (allerdings ohne dessen Garantien).
Es empfiehlt sich also auf jeden Fall, sich vorher in Zeitschriften und im Internet über aktuelle Preise, Fahrberichte, Tests... kundig zu machen. Sonst kann es passieren, dass im ersten Überschwang für ein gebrauchtes Motorrad mehr bezahlt wird, als dieses beim Händler, als Auslaufmodell neu kostet!
Weiters zu beachten
Vor allem (aber nicht nur!) beim Gebrauchtkauf sollte man noch folgende Punkte beachten:
- Hat das Motorrad Spuren eines Sturzes (Schleifer und Kratzer an der Verkleidung, Brems- oder Kupplungshebel, Blinker, Spiegel, Lenkergewichten ...)?
- Wie sehen die Reifen aus? An der Art der Abnützung lässt sich auf den Fahrstil - und somit auf die Beanspruchung - schließen:
sind die Reifen in der Mitte flach spricht das für lange Autobahnettappen (weniger Extrembelastungen)
bei abgefahrenen Reifen an den Kanten spricht das eher für einen Kurvenhetzter (das Bike wurde sicher mehr belastet)
Gummirubbeln über die gesamte Lauffläche sprechen für einen Einsatz auf der Rennstrecke (und beim „Ringisieren” kann man von Extrembelastungen für alle Teile ausgehen) - Zustand der Kette und Zahnräder (wenn vorhanden)? Lässt sie sich am Kettenrad mehr als 2 mm abheben, ist sie gut geschmiert oder rostig, Abnützung der Zahnräder ...?
- Bremsen: Schläuche (dicht, brüchig, Risse), Bremsflüssigkeit, Bremsbeläge und Bremsscheiben?
- Ist das Motorrad sauber geputzt?
Schmutz wird oft zum Kaschieren von Mängeln verwendet („Hatte noch keine Zeit es zu putzen, ...”). - Kilometerstand?
Passt dieser mit den sichtbaren Abnützungen (Fußrasten, Griffe, Sitzbank, ...) zusammen? - Ist ein gültiges Pickerl vorhanden (wenn nicht, kann nicht so einfach eine Probefahrt gemacht werden). Wie lange gilt es noch?
- Sind alle nötigen Papiere vorhanden (und stimmen die Daten auch mit den Fahrzeugdaten überein)?
- Sind ev. genehmigungspflichtige Änderungen vorgenommen worden? Wenn ja, gibt es eine Genehmigung dafür?
- Unfallfreiheit? Ev. an Nachlackierungen zu erkennen. Bestätigen lassen!
- Wird Zubehör (wie Topcase, Tourenscheibe, Gepäcktaschen oder -koffer, Handschuhe ...) versprochen, dies schriftlich (am besten im Kaufvertrag) festhalten.
- Erstbesitz oder nicht? Wie lange war das Fahrzeug in seinem Besitz (warum wird es ev. schon nach wenigen Monaten verkauft)?
- Willst du bei der Probefahrt auch auf die Autobahn muss eine Vignette geklebt sein!
- Auf jeden Fall auf einen Ankaufstest bestehen! Wird dieser verweigert sollte man gleich die Finger davon lassen.
Service
Bei Kauf Privat:Privat wird empfohlen, den speziellen Kaufvertrag des ÖAMTC zu verwenden.
Kaufvertrag herunterladen (162 kB)
Beim Kauf von einem Händler achte darauf, dass dieser den vom Bundesministerium für Justiz empfohlenen Kaufvertrag verwendet!
Keinesfalls unterschreibe einen Blankovertrag!
Bezahlung nur gegen Aushändigung der Papiere (Typenschein, Prüfbericht…) und aller Schlüssel (auch denen zu den Koffern, Bremsscheibenschloss, ev. Tankschloss…)!