Vorbereitungen für den Winterschlaf
Natürlich wird nicht jeder Fahrer sein Motorrad in den Winterschlaf legen. Ich zähle auch zu den Ganzjahresfahrern (obwohl ich ein/zwei Wochen pausiere. Der Grund ist der, dass die heute verwendeten Streumittel deutlich aggressiver sind als in der guten alten Zeit und dadurch mehr Schäden am Bike verursachen können).
Allgemein gültige Verhaltensregeln zum Einwintern:
Reinigung:
Ganz klar sollte sein, dass das Motorrad erst einmal gründlich gereinigt wird. Dazu mit einem handelsüblichen Motorradreiniger komplett einsprühen. Diesen etwa eine 1/2 Std. einwirken lassen und dann mit einem Hochdruckreiniger vorsichtig abspülen.
Achtung: empfindliche Stellen wie Lager, Luftfilter, Armaturen... sollten nicht mit hohem Druck gereinigt werden! Zur Reinigung der Kette und der Bremsen gibt es spezielle Reiniger (diese sind zum Teil aber recht aggressiv und sollten daher nur auf die dafür vorgesehenen Stellen aufgebracht werden)!
Tipp: Ich persönlich reinige die Bremsscheiben ganz zum Schluss extra noch einmal mit einem speziellen Bremsenreiniger und einem weichen Tuch, um eventuell noch vorhandene Reste von diversen Putz- und Poliermitteln zu entfernen.
Puristen reinigen mit Schwamm, Kübel und Bürste, um verborgene Defekte besser erkennen zu können (etwa Ölnebel an Stoßdämpfern oder Gabel).
Bei Schönwetter hilft eine Abschlussrunde, damit das Wasser an unzugänglichern Stellen abtrocknen kann (und der Motor komplett mit neuem Öl durchgeschmiert wird).
Zum Schluss wird das Motorrad an einem trockenen Ort abgestellt und zugedeckt (dazu reicht eine Decke oder eine handelsübliche Abdeckplane (dabei darauf achten, dass diese nicht die Luftzirkulation unterbindet, da sich sonst rostförderndes Kondenswasser bilden kann). Es gibt auch eigene „Garagen”, welche einen Konservierungsstoff ausdunsten (na ja, wenn jemand glaubt dass er das haben muss).
Anmerkung: Dass die Reinigung nicht auf der Straße, in deiner Hofeinfahrt oder in der freien Natur erfolgen soll, ist wohl klar. Dazu am besten einen der Selbstwaschplätze aufsuchen.
Kraftstoff:
Ein Stahltank sollte randvoll angefüllt werden, damit ein Rosten verhindert wird (es gibt auch einen speziellen Zusatz, der die Bildung von Kondenswasser im Tank verhindern soll.
Der Benzinhahn (falls vorhanden) wird nun geschlossen und dann der/die Vergaser entleert (mit den entsprechenden Ablass-Schrauben an der tiefsten Stelle des Vergasers. Wenn du diese nicht findest, den Motor am Stand laufen lassen, bis er abstirbt - aber Geduld, dass kann schon eine ganze Weile dauern).
Motor:
Die beweglichen Teile im Motorinneren werden am Besten durch einen dünnen Ölfilm geschützt - und zwar so:
Nach dem Ölwechsel das frische Öl im Motor verteilen. Zuerst die Zündkerzen ausdrehen und einige cm³ Öl in die Kerzenlöcher einfüllen. Dann den Anlasser für einige Sekunden betätigen um den Motor durchzukurbeln (geht auch mit einem Kickstarter). Einige lassen die Kerzen heraußen und verschließen das Kerzenloch mit einem fuselfreien, in Öl getränkten Stoffstück. Andere schmieren etwas Kupferpaste auf das Gewinde und drehen die Kerzen einige Umdrehungen ein (dann muss man die Kerzen beim Auswintern auch nicht lange suchen).
In den Kerzenstecker kann man noch etwas Kontaktspray sprühen.
Batterie:
Diese wird ausgebaut und an einer trockenen, frostfreien Stelle gelagert. Es wird auch empfohlen, die Batterie regelmäßig zu entladen und wieder neu zu laden. Dazu gibt es automatische Ladegeräte, welche das Laden und Entladen in bestimmten Zyklen selbständig durchführen. Darauf achten, dass das Ladegerät für deine Batterie geeignet ist.
Wenn du das Motorrad in deiner Garage oder im Keller überwinterst, kann die Batterie auch im Bike verbleiben und das Ladegerät direkt (oder über einen geeignete Steckdose) geladen werden.
Achtung: Wartungsfreie Batterien haben nur einen geringen Ladestrom - eventuell vorher beim Fachhändler erkundigen! Solltest du der Meinung sein dass die Batterie erneuert gehört, die alte Batterie an einer der Sammelstellen entsorgen!
Reifen:
Der Reifendruck sollte um 0,2 bis 0,3 Bar erhöht werden. Ein Plattdrücken der Reifen kann verhindert werden, wenn das Motorrad so aufgebockt wird, dass beide Räder in der Luft sind (am einfachsten am Hauptständer und Stützen unter der Vordergabel oder der Schwinge). Bei dieser Gelegenheit auch gleich kontrollieren, ob die Reifen noch genügend Profil haben (Minimum 1,6 mm auf mindestens 3/4 der Reifenbreite). Ein Neukauf im Herbst ist meist günstiger als im Frühjahr - und die gewünschten Reifen sind dann auch oft leichter zu bekommen als beim Saisonstart wenn alle neue Reifen haben wollen.
Die Reifen können mit speziellen Pflegemitteln (auf Glyzerinbasis) eingelassen werden.
Kette, Züge, Gelenke:
Diese werden ordentlich gereinigt (soweit möglich) und geölt/gefettet. Kabel und Züge dabei gleich auf Knicke, richtige Verlegung usw. kontrollieren.
Öl, Ölfilter:
Das alte Motoröl ablassen. Das geht am Schnellsten, wenn der Motor betriebswarm ist (einige km fahren reichen dazu aus). Natürlich auch gleich den Ölfilter wechseln. Geeignetes Motoröl einfüllen - Ölstand kontrollieren. Altöl und Ölfilter werden entsprechend entsorgt (einige Geschäfte geben den Ölfilter überhaupt nur mehr bei Rückgabe eines alten Filters her!).
Lack, Chrom:
Nachdem das Motorrad gereinigt ist, kann es mit einer entsprechenden Politur aufpoliert werden (für ältere Lacke gibt es Polituren, die auch kleine Kratzer entfernen und matte Lacke auffrischen. Diese sind aber nicht unbedingt für alle Lacke geeignet. Daher vorher erkundigen - und ev. an einer versteckten Stelle ausprobieren!. Die Polituren bieten einen guten Schutz.
Chromteile mit passenden Mitteln polieren.
Roststellen ausbessern (oft reicht auspolieren).
Empfindliche Teile können auch mit einem leichten Ölfilm geschützt werden (ich verwende dazu ein Silikonspray. Mit diesem sprühe ich auch alle Gummiteile, Schläuche, Schrauben etc. ein).
Allgemeines:
Vielleicht ist eh bald ein Service fällig (schau mal ins Serviceheft). Der Winter ist dazu eine gute Zeit, da die Werkstätten wenig ausgelastet sind und oft sorgfältiger gearbeitet wird als in der Motorradhochsaison.
Abmelden oder nicht?
Wurde früher das Motorrad für 4-6 Monate oft abgemeldet - oder zumindest die Tafeln hinterlegt, so ist das seit einiger Zeit sinnvoller (und weniger umständlich), die Tafeln zu behalten. Man kann seiner Versicherung sagen, ob das Motorrad 4 oder 6 Monate nicht benützt wird. Dadurch reduziert sich die Prämie um bis zu 40%. Trotzdem kann man, wenn es zwischendurch einige schöne Tage gibt, das Motorrad für eine kleine Ausfahrt nutzen.
Achtung: Wenn du eine Vollkaskoversicherung hast, so ist das Motorrad während der Zeit der Stilllegung nur Haftpflicht versichert!! *)
*) Das gilt für Österreich! Ich weiß nicht, ob das in anderen Ländern genauso funktioniert. Im Zweifel bei deinem Versicherer erkundigen.