Lenkkopflager (LKL)

Man hört oft, dass eine der (wenigen) Schwachstellen der AT das Lenkkopflager sein soll. Unsere machte diesbezüglich keine Probleme - aber wir waren damit auch nicht wirklich im Gelände unterwegs. Hier reden wir hauptsächlich von der Transalp, man kann die Arbeiten aber fast 1:1 auf die AT RD04 umlegen.

Lenkkopflager prüfen und einstellen

Zu lose oder zu fest eingestellte LKL können zum Pendeln bei hohen Geschwindigkeiten führen (wobei das im Falle der Transalp Geschwindigkeiten ab etwa 120 km/h meint). Bei der AT sind es einige km/h mehr. Dieses Pendeln kann harmlos sein, aber sich auch so weit aufschaukeln, dass es bis zum Verlust der Kontrolle über das Motorrad - und somit letztendlich zum Sturz - führen kann. Um eine mögliche Ursache für das Pendeln zu beseitigen, sollte man regelmäßig das Lenkkopflager prüfen (lassen).

LKL prüfen
Dazu das Motorrad auf den Hauptständer stellen - das Vorderrad muss in der Luft stehen (das Topcase beladen oder eine zweite Person auf den Sozius setzen), so dass das Vorderrad frei laufen kann. Dann die unteren Enden der Vordergabel packen und in Längsrichtung vor und zurück bewegen.
Es darf kein Spiel fühlbar sein! Falls doch Spiel vorhanden ist, müssen die LKL strammer eingestellt werden. Danach den Lenker in Mittelstellung bringen und leicht zuerst zur einen, dann zur anderen Seite anstoßen. Der Lenker sollte sich jetzt von selbst auf jeder Seite bis zum Anschlag drehen.

Achtung: Darauf achten, dass nicht Kabel oder Züge den Lenkeinschlag behindern! Ist der Lenker schwergängig oder hakt, dann ist das Lager zu fest angezogen und muss etwas gelockert werden. Falls der Lenker „einrastet” (meist in Mittelstellung) dann ist die Lauffläche eines der beiden Lager beschädigt. In diesem Fall das Lager (besser gleich beide!!) auswechseln. Die Fachwerkstatt prüft die LKL mit einer Federwaage. Die Federwaage wird außen am Lenker eingehängt und damit dann der Lenker von der Mittelstellung nach links und rechts bewegt. Dabei wird die Kraft gemessen, die für diese Bewegung aufgewendet werden muss. Der Wert liegt im Bereich von x bis y Newton (vielleicht kann mir jemand mal die genauen Werte mailen). Erfahrungswerte haben gezeigt, dass das LKL eher auf den Wert an der oberen Grenze eingestellt werden sollte, also lieber etwas fester als zu locker.

Lenkkopflager einstellen
Zum Einstellen der Lager am besten den Lenker komplett abschrauben und nach vorne (über die Scheibe) klappen, ohne Züge oder Kabel zu knicken! Jetzt ist die Mutter in der Mitte der oberen Gabelbrücke gut zugänglich. Diese mit einer passenden Nuss einige Umdrehungen lockern. Jetzt kann mit einem Hakenschlüssel die Mutter unter der oberen Gabelbrücke gedreht werden. Drehung nach rechts = strammer, Drehung nach links = lockerer. Ist die Einstellung erfolgt, wird die obere Mutter wieder angezogen, der Lenker montiert und zum Schluss noch einmal das Spiel und die Freigängigkeit kontrolliert.


Lenkkopflager wechseln

Wir beschreiben hier nicht jeden einzelnen Handgriff. Wenn jemand nicht weiß wie die Gabel ausgebaut wird, sollte er sich an einen erfahrenen Schrauber wenden (oder die Finger davon lassen)! Es zahlt sich auch aus, die entsprechenden Fiches der AT anzusehen!

Zum Wechseln der Lager müssen zuerst die Gabelrohre ausgebaut und der Lenker gelöst werden. So kommst du an die obere Mutter. Dann werden alle Verbindungen (Bremsleitungshalter...) zur unteren Gabelbrücke getrennt. Die obere Mutter entfernen, die obere Gabelbrücke nach oben abziehen und dann die untere Mutter entfernen - dabei aufpassen, dass die untere Gabelbrücke nicht herausfällt. Diese wird nach unten herausgezogen.
Das obere Lager kann jetzt einfach entnommen werden. Nun die beiden Lagerschalen im Lenkkopf mit einem langen Dorn vorsichtig herausklopfen (dabei aufpassen, dass sich die Schalen nicht verkanten). Die Lagersitze reinigen und mit einem entsprechend großen Rohrstück die obere und untere Lagerschale einklopfen. Zur Not kann man auch die alten Lagerschalen als Einbauhilfe benutzen! Diese aber nicht zu weit einklopfen, sonst kriegt man sie nicht mehr raus! Wenn die Lagerschalen sauber angesetzt sind, kann man sie auch vorsichtig mit einem Dorn (immer im Kreis auf den Rand des Lagers klopfen) bis zum Anschlag (hellerer Ton beim Klopfen) einschlagen. Nun muss das untere Lager vom Lenkrohr entfernt werden.

Hier sagen Leute mit viel Erfahrung, dass ohne eine Flex hier so gut wie gar nichts zu machen ist. (Vielleicht ist dir hier ja auch der Händler deines geringsten Misstrauens behilflich?). Ist das alte Lager dann herunten, wird die alte Dichtscheibe entfernt, das Lenkrohr gereinigt und dabei gleich auf Beschädigungen überprüft. Kleine Macken im Bereich des Lagersitzes - sie sind meist bei dem Versuch entstanden, das alte Lager zu entfernen - können vorsichtig mit einer Feile geglättet werden.

Jetzt die neue Dichtscheibe (glatte Seite nach unten!) über das Lenkrohr schieben und das neue Lager mit einem passenden Rohrstück auf das Lenkrohr aufklopfen. Die untere Gabelbrücke wieder einbauen, dabei die Mutter leicht anziehen. Bis auf den Lenker alles wieder zusammenbauen und das Spiel gemäß der oben beschriebenen Methode prüfen und ggf. einstellen. Zuletzt den Lenker anbauen und eine abschließende Prüfung durchführen. Nach ein paar hundert Kilometern das Lagerspiel nochmals prüfen.

Lager fetten
Die neuen Lager müssen vor dem Einbau gut gefettet werden. Dazu etwas Fett auf die Innenseite der Hand anhäufen und das Lager mit der größeren Seite so ins Fett drücken, dass dieses zwischen Käfig und Rollen bis nach oben durchdringt.

Neue Lager
Beim Wechseln der Lager am besten gleich auf Kegelrollenlager umrüsten. Diese haben die Bezeichnung 32005 X (siehe folgende Tabelle). Die Lager der Africatwin RD04 passen auch an der Transalp, haben für das gleiche Geld aber eine Dichtscheibe (für das obere Lager) mehr.

Bezeichnung und Maße der Nachrüst-Kegelrollenlager für TA und AT
(alle Angaben in Millimeter)
Nachrüst-Kegelrollenlager Lagerbezeichnung Innen Ø Außen Ø Höhe
Lager oben 32005 X 25 47 15
Lager unten 32005 X 25 47 15