Fahren in der Gruppe

Ein Thema, das auch gut zu den Reiseinfos passen würde. Ich behandle es aber hier, denn nicht jeder, der in einer Gruppe unterwegs ist macht dies zwangsläufig auf einer mehrtägigen Motorradreise. Eigentlich bin ich ja nicht der Fan von großen Gruppenausfahrten. Ich fahre am liebsten nur mit ein oder zwei anderen Bikern. Aber es gibt auch viele Freunde der gepflegten Tour (und es werden immer mehr), so dass ich trotzdem einiges zu diesem Thema sagen will.

Allgemeines

Egal zu welchem Zweck, das Fahren in einer Gruppe mit mehreren Motorrädern hat eigene Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Wenn ich von einer Gruppe spreche, so meine ich damit nicht mehr als etwa zehn Motorräder, die in einem geschlossenen Verband gemeinsam zum selben Ziel unterwegs sind. Bei mehr Motorrädern sollte man zur Sicherheit zwei (oder entsprechend mehr) Gruppen bilden. Damit alle TeilnehmerInnen möglichst entspannt - und vor allem sicher - am Ziel ankommen, gilt es einige Verhaltensweisen zu kennen und diese auch strikt einzuhalten!

  • jeder Teilnehmer ist für sich und sein Bike selbst verantwortlich
  • Verkehrsregeln und erlaubte Höchstgeschwindigkeiten werden von allen eingehalten
  • jeder Teilnehmer fährt nach seinem Können 

Vor der Abfahrt

  • jeder Fahrer hat sein Motorrad voll getankt
  • das Motorrad ist technisch in Ordnung (bei offensichtlichen Mängeln wird es samt Fahrer von der Teilnahme ausgeschlossen)
  • weitere Ausrüstung (Regenmontur, warme Handschuhe, Innenjacke...) richten sich nach der geplanten Strecke und den Wetterprognosen. Ich habe auch auf jeder Ausfahrt ein Getränk mit dabei.
  • das Endziel und der (zumindest grobe) Streckenverlauf sind jedem bekannt
  • die ungefähre Fahrtdauer ist bekannt (du kannst mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 50-70 km/h rechnen)
  • jeder kennt den jeweils nächsten vereinbarten Haltepunkt
  • Führer (gerne auch „Roadcaptain” oder „Tourguide” genannt) und Schlussmann (kann auch eine -frau sein) werden bestimmt. Schlussfahrer sollte jedenfalls ein versierter und guter Fahrer sei. Es empfiehlt sich auch, ihn mit einer Warnweste (ev. mit der Aufschrift „Motorradkolonne”) auszustatten. Auch für den Guide empfiehlt sich eine Kennzeichnung (Warnweste oder Reflektorgurt)
  • die Reihenfolge wird festgelegt. Die unerfahrensten Fahrer sollten gleich nach dem Guide fahren, bessere und geübtere Fahrer am Ende. Bei Kolonnenfahrten kommt es zwangsläufig zum Ziehharmonika-Effekt, bei dem die Gruppe in die Länge auseinandergezogen wird. Das führt dazu, dass, je weiter hinten man fährt, desto höher wird die Geschwindigkeit
  • jeder kennt die Handzeichen und weiß, was diese bedeuten

In der Kolonne

  • jeder bleibt auf der ihm zugeteilten Position (Positionswechsel nur nach Absprache bei einem geplanten Stopp)
  • es wird versetzt gefahren (in Ausnahmefällen, wie engen oder sehr kurvigen Straßen, auch hintereinander. Das wird durch entsprechendes Handzeichen angezeigt. Der Sicherheitsabstand ist dann zu verrößern). Nur Guide und Schlussmann fahren mittig (und können so die ganze Kolonne durch-/überblicken)
  • beim Halten an Kreuzungen, Ampeln... stellt man sich nebeneinander auf und fährt dann in der Reihgenfolge der Ankunft weiter
  • ausreichend Sicherheitsabstand nach vorne (mind. 15 Meter)
  • fahr vorausschauend, konzentriert und diszipliniert
  • behalte den Hintermann im Blick, wenn er anhält (oder nicht mehr im Spiegel auftaucht) hältst du auch an
  • bei Einfahrten in Kreuzungen muss sich jeder für sich selbst überzeugen ob er ordnungsgemäß und sicher einfahren kann. Nicht blind auf den Vordermann verlassen! Das gilt auch für Überholvorgänge!
  • keine Kunststückchen in der Kolonne (Wheelie, Slalom fahren...)
  • an unklaren Abbiegepunkten wird gewartet, bis der Hintermann da ist. Dieser fährt erst dann weiter, wenn sein Hintermann erkannt hat, wohin hier abgebogen wird.
  • in manchen Artikeln zum Kolonnenfahren werden sog. „Blocker” empfohlen. Ich rate davon ab und gehe daher nicht näher auf diese Sonderform ein (das betrifft meiner Meinung nach eher das Fahren im geschlossenen Verkehrsverbund, wie etwa bei der Toy-Run, und da gelten eigene Regeln).

Sonstiges

  • Tankstopps richten sich nach dem Motorrad mit der geringsten Reichweite. Muss dieses an die Zapfsäule, tanken auch alle anderen!

Hinweis

Es gibt/gab immer wieder Diskussionen (auch mit einigen „Kollegen” der Rennleitung, dass versetztes Fahren lt. StVO nicht erlaubt ist, da man strikt rechts fahren muss. Mittlerweile gibt es Urteile, die besagen, dass dies durchaus zulässig ist. Es stellte sich auch heraus, dass selbst bei der Ausbildung der Polizei versetztes Fahren gelehrt wird.
Aber Achtung: die Mittellinie darf dabei nicht überfahren werden und in besonderen Situationen muss zu einer Einerreihe, mit entsprechend höherem Abstand, gewechselt werden (etwa bei schlechter Sicht oder unüberichtlichem Straßenverlauf).

Auf der nächsten Seite zeigen wir dir, welche Handzeichen beim Fahren in der Kolonne üblich sind: Handzeichen